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Schau an, Frau Mann
Wäre das Frauenwahlrecht eine Person, könnten wir sie heute wahrscheinlich noch kennen lernen. 99 Jahre wäre sie alt.
Anders gedacht, gibt es immer noch Frauen in Österreich, die bei ihrer Geburt, das Licht einer Welt erblickten, in der Frauen nicht wählen durften. Sie hatte noch nicht das Recht ohne Einwilligung ihres Mannes arbeiten zu gehen und ihr Mann hätte gesetzlich noch das Recht gehabt, sie zu missbrauchen. Ein Schwangerschaftsabbruch wäre damals noch illegal gewesen.
Viel hat sich in kurzer Zeit getan.
Doch viel gilt es noch zu tun! Die Veränderung sollte nicht mit dem Wahlrecht der Frauen abgeschlossen sein, sondern weit darüber hinaus in alle Bereiche unseres Lebens eingreifen. Damit es keinen Unterschied mehr zwischen den Gehältern der gleichen Jobs von Männern und Frauen gibt.
Frauen in der österreichischen Politik:
Nach Ende des erste Weltkrieges 1918 wurde die Republik ausgerufen und das allgemeine Wahlrecht eingeführt: Frauen durften somit auch wählen.
Die ersten acht weiblichen Abgeordneten zogen 1919 ins Parlament ein, darunter sieben Sozialdemokratinnen und eine Christlich-Soziale. Alle acht Frauen waren politische Vorreiterinnen.
1948 hatten wir mit Zenzi Hölzl die erste weibliche Bürgermeisterin.
1966 wurde Grete Rehor, die erste Ministerin.
Marga Hubinek wurde 1986 zur Zweiten Nationalratspräsidentin gewählt und somit zur allerersten Frau im Präsidium des Nationalrats.
Die erste Frauenministerin wurde 1990 Johanna Dohnal und 1991 entstand das Frauenministerium.
Die erste weibliche Parteivorsitzende war Heide Schmidt.
1997 wurde unter anderem die Gleichstellung von Mann und Frau in einem Frauenvolksbegehren gefordert.
Barbara Prammer wurde 2006 erste Nationalratspräsidentin.
Die erste österreichische Bundeskanzlerin oder Bundespräsidentin sind Meilensteine, die leider noch auf sich warten lassen.
Die aktuelle Bundesregierung hat einen Frauenanteil von rund 21 – also nur 3 von 14 BundesministerInnen sind weiblich.
56 Abgeordnete des Nationalrats sind weiblich. Das ist weniger als ein Drittel. Nur 7,5 % österreichischer BürgermeisterInnen sind weiblich. Und Frauen verdienen durchschnittlich immer noch 22% weniger als Männer.
Frauen wählen anders
- Bei der Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten 2016 wählten 61% der Frauen in der Stichwahlwiederholung Alexander Van der Bellen. (Nur 44% der Männer wählen damals Van der Bellen)
- Auch bei den Europawahl 2014 stimmten Frauen wie folgt ab: 28% SPÖ, 26% ÖVP, 17% FPÖ und 17% Grüne. (Im Gegensatz zu den Männern: 30% ÖVP, 21% SPÖ, 24% FPÖ und 11% Grüne)
- Fast 60% der österreichischen Frauen wählten bei der Nationalratswahl 2013 SPÖ (29%) und ÖVP (29%). Männer stimmten hingegen am meisten für die FPÖ (28%), gefolgt von SPÖ (22%), ÖVP (19%).
Wie hoch ist der Anteil an Frauen im Landtag? Auf dieser Grafik, ist der Prozentanteil der Frauen im jeweiligen Landtag angegeben.
Quellen: Parlament und Demokratiewerkstatt
Titelbild: Martha Schultz